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Die Facharchitektur

Das Schweizer Gesundheitswesen ist ein komplexes Gebilde mit unzähligen Akteuren, Interessen, Regeln und Bedürfnissen. Die vorliegende Facharchitektur ist Teil einer umfassenden Grundlagenarbeit des Datenraumes Gesundheit (SwissHDS) und beleuchtet die fachliche Sicht des Gesundheitswesens.

Sie dient als Grundlage für ein gemeinsames Verständnis, um Aktivitäten und Tätigkeiten der verschiedenen Stakeholdergruppen im Gesundheitswesen sichtbar zu machen. Die Facharchitektur stellt eine allgemeingültige und wiederverwendbare Grundlage für die disziplinübergreifende Planung, Gestaltung und Implementierung von Informationssystemen im Gesundheitswesen dar.

Die Facharchitektur beschreibt die fachliche Ebene des Gesamtsystems und bildet, zusammen mit der Architekturvision für den Datenraum Gesundheit, die Grundlage für die Vorhaben von DigiSanté.

Facharchitektur, unterteilt in drei Bereiche 1. Leben & Gesundheit Rund um den Menschen 2. Planung, Steuerung & Innovation 3. Betriebliche Funktionen

Hintergrund

Angesichts der Komplexität des (Gesundheits-) Systems – geprägt von vielfältigen Stakeholdern, unterschiedlichen Interessen, zahlreichen Regulierungen sowie unterschiedlichen Bedürfnissen, Facetten und Abhängigkeiten – ist es besonders wichtig, Entwicklungen auf eine allgemeingültige und wiederverwendbare Grundlage zu stellen, die disziplinübergreifend Planung, Gestaltung und Implementierung von sicheren Informationssystemen unterstützt. Das vorliegende Referenzmodell, als Facharchitektur des Gesundheitssystems verstanden (die strukturierte, stabile Beschreibung des Gesundheitssystems Schweiz auf der fachlicher Ebene), soll diese Grundlage liefern.

Zielsetzung

Die Facharchitektur soll als Referenzrahmen dienen, um ein gemeinsames Verständnis der Aktivitäten im Gesundheitswesen in aggregierter Form zu schaffen. Sie wird nicht die Geschäftsarchitektur einzelner Akteure im Detail bedienen, sondern das nationale Gesundheitswesen als Ganzes. Das Modell ermöglicht es, die fachlichen Anforderungen und Prozesse übergreifend zu verstehen und mit der IT-Architektur zu verknüpfen, so dass der Übergang vom heutigen Alltag zu einem digitalen Gesundheitswesen sichtbar wird und mit geeigneten IT-Lösungen bedient werden kann. Die Beschreibungen sind allgemein gehalten, damit in der Ausarbeitung von Lösungen ausreichend Freiräume für Verantwortlichkeiten, Prozesse, Anforderungen und Akteure bestehen.

Abgrenzung

Es ist wichtig zu verstehen, dass DigiSanté nicht in die internen Prozesse oder die Geschäftsarchitektur der Akteure eingreift, sondern im Rahmen der regulatorischen Zuständigkeiten auf der Grundlage des Modells dort ansetzt, wo Aktionen und Transaktionen zwischen mehreren Akteuren stattfinden.

Die vier Ebenen vom Referenzmodell

  • Die 1. Ebene ist eine Art Landkarte des Schweizer Gesundheitswesens und dient als Grobübersicht zur Einordnung der Geschäftsfunktionen des schweizerischen Gesundheitswesens. Diese Landkarte wird in drei Funktionsräumen dargestellt und zu jedem Funktionsraum sind zwei bis drei Funktionsgruppen zugeordnet
  • Die 2. Ebene ist der Katalog der Geschäftsfunktionen des gesamten schweizerischen Gesundheitswesens, gruppiert nach den Funktionsräumen der Landkarte. Diese dienen der Einordnung der Prozesse sowie der Identifikation von Gemeinsamkeiten. Zudem sollen sich die Akteure des Gesundheitswesens hier wieder finden können.
  • Die 3. Ebene dient der Verknüpfung der Geschäftsfunktionen aus der aggregierten Sicht der zweiten Ebene mit den organisations- bzw. institutionsinternen Prozessen.
  • Die 4. Ebene stellt eine Aggregation einer nationalen Geschäftsarchitektur für ausgewählte Fragestellungen dar. Sie entsteht aus der aggregierten und vereinfachten Sicht auf die spezifischen End-to-End Prozesse und präsentiert die zugehörigen Geschäftsobjekte.

Die drei Funktionsräume

Facharchitektur, unterteilt in drei Bereiche 1. Leben & Gesundheit 2. Planung, Steuerung & Innovation 3. Betriebliche Funktionen

Funktionsraum 1: «Rund um den Menschen, Leben & Gesundheit»

In diesem Funktionsraum sind die Kernaktivitäten des Gesundheitswesens zwischen Patientin oder Patient und Gesundheitsversorgenden gelistet. Alles was mit oder für einen Menschen getan wird, ist hier gruppiert.

Detailansicht vom Funktionsraum: «Leben & Gesundheit»

Funktionsraum 2: «Planung, Steuerung & Innovation»

Detailansicht vom Funktionsraum: «Planung, Steuerung und Innovation»

Im Funktionsraum «Planung, Steuerung & Innovation» sind die Rahmenbedingungen definiert, damit die Kernaktivitäten ausgeführt werden können. Diese reichen von Regulationen und Aus- und Weiterbildung von Gesundheitsfachpersonen, über Strategien, Haushaltsplanungen und Statistiken, bis hin zu Qualität und Forschung. Hier wird der rechtliche Rahmen geschaffen und die internationale Zusammenarbeit verfolgt.

Funktionsraum 3: «Betriebliche Funktionen»

Im Funktionsraum «Betriebliche Funktionen» werden alle Aktivitäten zusammengefasst, welche sicherstellen, dass der Gesundheitsapparat und der Gesundheitsstandort Schweiz funktionieren.

Detailansicht vom Funktionsraum: «Betriebliche Funktionen»

Zusätzliche Funktionsgruppen: «Gesundheit & Digitalisierung international» und «Digitale Technologien»

Ergänzend zu den drei Funktionsräumen gibt es zwei weitere Funktionsgruppen: «Gesundheit & Digitalisierung international» und «Digitale Technologien». «Gesundheit & Digitalisierung international» bedeutet, dass im Gesundheitswesen immer Beziehungen zu anderen Ländern eine Rolle spielen und entsprechend Aktivitäten beeinflussen können. Die Funktionsgruppe «Digitale Technologien» wurde ebenfalls als eigene Gruppe aufgenommen, damit die Entwicklungen in der Technologie sichtbar werden.

Fachlicher Kontext

Folgende übergreifende Themen sind im fachlichen Kontext der Facharchitektur aufgenommen.

Zusammenfassung

Die Facharchitektur beschreibt die fachliche Ebene des Gesamtsystems. Ergänzt mit einer IT-Architektur, ergibt das ein ganzheitliches Bild des Gesundheitssystems Schweiz, in dem Funktionen, Prozesse, Datenflüsse, Systeme, Anwendungen und Plattformen transparent und strukturiert verortet, designed, entwickelt und sicher betrieben werden können.

Für die IT-Architektur wurde im Rahmen von DigiSanté eine Architekturvision erarbeitet, die die Grundprinzipen für den technischen Aufbau des Datenraums Gesundheit beschreibt und die Datenschutz und Cybersecurty Bestimmungen berücksichtigt. Für das Gesamtbild der Architekturvision, inklusive Fach-, IT-Architektur sowie eine Einbettung in den SwissHDS verweisen wir auf das Dokument «SwissHDS - Vision 2030» (01/2025).

Weiter werden in anderen Arbeitsgruppen sowohl die technische Sicht auf die Architektur, sowie auch eine Systemsicht auf den Datenraum Gesundheit mit den Stakeholdern erarbeitet. Alle diese Ergebnisse sollen sich am Ende in die gesamte Vision Datenraum Gesundheit einfügen.

Die hier gezeigte Facharchitektur ist somit Teil eines Gesamtwerkes, welches sich über die Jahre entwickeln wird. Das Programm DigiSanté sieht vor, die anstehenden Geschäftsanalysen basierend auf diesem Referenzmodell vorzunehmen, um die Übergänge zur IT des SwissHDS sichtbar und tragfähig zu machen.